Auf einem Kreuzfahrtschiff könnte der Alltag von Crew und Passagieren nicht gegensätzlicher sein. Für die Crewmitglieder bedeutet der Job an Bord echte Knochenarbeit, denn das Pensum ist enorm. Wir gewähren Ihnen in unserem folgenden Beitrag einen kleinen Einblick hinter die Kulissen der Angestellten an Bord von Kreuzfahrtschiffen.
„Passenger area – start smiling“ – so heißt meist die Aufschrift an der Tür zwischen Crew- und Passagierbereich. Wo Reisende am Pool entspannen und die Sonne genießen, arbeitet die Besatzung täglich zehn Stunden und mehr, damit diese Traumwelt funktioniert. Kaum irgendwo sonst liegen anstrengender Arbeitsalltag und luxuriöse Urlaubsfreuden so nahe zusammen. Die Besatzung ist meist an sieben Tagen pro Woche ohne Unterbrechung rund 6 Monate am Stück im Dienst! Sie wohnen in kleinen, meist fensterlosen Kabinen, nur wenige Decks unterhalb der eleganten Kabinen und Suiten.
Viele Urlauber kritisieren, dass das Servicepersonal oft nur ein Grundgehalt erhält, welches durch Trinkgelder aufgebessert werden muss. Dies ist auch der Grund, warum einige Reedereien diese Trinkgelder verpflichtend von den Passagieren fordern. Leider trägt in diesem Falle oft die Crew das Risiko, denn wenn das Schiff nicht ausgebucht ist, erhält sie auch weniger Trinkgeld.
Bis zu zehnmal so viel Geld wie in der Heimat
Sind beispielsweise alle Kabinen einer Sektion belegt, so erhält ein Kabinensteward, der bei einer US-amerikanischen Reederei beschäftigt ist und beispielsweise 16 Kabinen betreut, im Monat ein Trinkgeld von insgesamt 3500 Dollar. Für die Angestellten ist die An- und Abreise zum Schiff, die Krankenversicherung, Kost und Logis an Bord kostenfrei. Die Kehrseite der Medaille bedeutet allerdings auch, dass die Angestellten in der Zeit, in der sie nicht an Bord arbeiten auch nichts verdienen. Viele Menschen je nach Nation, verdienen als Crewmitglied auf dem Schiff bis zu zehnmal so viel wie in ihrer Heimat.
Zweifelsfrei ist die Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff alles andere als eine Vergnügungsreise mit lockerem Nebenjob, wie diverse TV-Kreuzfahrtserien vermuten lassen könnten. „Bei einem Sechs-Monate-Vertrag mit Sieben-Tage-Woche lernt man die eigenen Grenzen schon kennen“, sagt Daniela Fahr, Geschäftsführerin von Connect World Wide Recruiting Agency in Bremerhaven. Die Geschäftsführerin vermittelt seit Jahren Arbeitsplätze auf Kreuzfahrtschiffen.
Großer Bedarf an Mitarbeitern
Oft bleibt die Privatsphäre der Angestellten auf der Strecke, denn kleine Zweier- oder Dreier-Kabinen sind keine Seltenheit. Je jünger und größer ein Schiff ist, desto mehr relativen Komfort genießen die Crewmitglieder. Viele Reedereien geraten zunehmend in Personalnot. Gesellschaften die gut ausgebildete Mitarbeiter langfristig an sich binden wollen, müssen mehr Komfort und mehr Privatsphäre bieten. Allein die schweizerisch-italienische Reederei MSC Cruises benötigt für ihr Flottenwachstum bis 2022 nach eigenen Angaben rund 26.000 zusätzliche Crewmitglieder.
Auf den Schiffen der Breakaway-Klasse von Norwegian Cruise Line gibt es daher immer häufiger Einzelkabinen für die Crew. Dies berücksichtigen auch mittlerweile andere Reedereien bei Neubauten. Trotz der positiven Wendung wird das Verhältnis am Crewdeck immer beengt bleiben. Dies wird sich wohl auch nicht ändern, denn Kreuzfahrtgesellschaften verdienen natürlich nur mit Passagierkabinen ihr Geld!
Seit 2013 ist immerhin die sogenannte Maritime Labour Convention (MLC) in Kraft, welche weltweit für alle Kreuzfahrtschiffe bindend ist. Sie regelt die Mindeststandards für die Schifffahrt weltweit und beschränkt beispielsweise die tägliche Arbeitszeit auf 14 Stunden, die Wochenarbeitszeit auf 72 Stunden. Des Weiteren stellt sie Mindestanforderungen an die Größe und den Komfort der Crewunterkünfte.